Fester Wohnsitz vs Herumreisen - sind wir Digitale Nomaden (Digital Nomads)?

Die Welt bereisen und von überall her arbeiten klingt wie ein Traumleben. Haben digitale Nomaden das wirklich? Was sind denn digitale Nomaden genau?

Freitag, 27. September 2019

Defintion Digitale Nomaden (digital nomads)

"Digitale Nomaden sind UnternehmerInnen oder auch ArbeitnehmerInnen, die fast ausschliesslich digitale Technologien anwenden, um ihre Arbeit zu verrichten und die einen Lebensstil führen, der eher als nicht sesshaft zu bezeichnen ist."

Nicht zu verwechselnd mit digital natives. Der Begriff "digital natives" und "digital immigrants" wurde geprägt von Marc Prensky im Jahr 2001. Er definierte Leute die mit der technologie aufgewachsen sind, also nach 1980 geboren sind, als "digital natives" und solche die vorher geboren sind als "digital immigrants". Er stellte die These auf, dass diese zwei Gruppen von Menschen unterschiedlich lernen. Diese Unterschied wurde erforscht und 2017 wiederlegt.
Sowie den Aufsatz von Marc Parensky und die Forschungsarbeit haben wir als Quellen verlinkt. Leider sind beide auf Englisch. Sollten euch diese Begriffe genauer interessieren schreibt einen Kommentar und wir können noch ein Video machen wo wir detaillierter darauf eingehen.

Sind wir digitale Nomaden?

Wir beide verrichten unsere Arbeiten fast ausschliesslich mit digitalen Technologien und werden dies in Kanada noch stärker. Das ist typisch für digitale Nomaden.  Das es möglich ist so ziemlich überall auf der Welt, wo es Strom und Internet gibt, arbeiten zu können. Hingegen beim zweiten Teil der Definition "einen Lebensstil führen, der eher als nicht sesshaft zu bezeichnen ist." erfüllen wir wohl nicht. Mit unserem Traum von einem eigenen Haus entsprechen wir überhaupt nicht der Definition eines Digitalen Nomaden. Es gibt keine Faustregel wie extrem ein Digitaler Nomade dieses "nicht sesshaft" auslebt. Es gibt solche die wirklich wöchentlich irgendwo anders sind und permanent am Reisen sind. Dann gibt es andere die Reisen so lange bis es ihnen irgendwo gefällt und dort bleiben sie eine Weile, bis sie irgendwann weiterziehen. Es kann auch sein, dass sie sogar sehr lange an diesem einen Ort bleiben. Aber typisch ist, dass sie sich nicht binden, also dass sie jederzeit einfach weiterziehen können.

Führt man ein Traumleben als Digitaler Nomade?

- "Man reist viel herum, sieht viel Neues, geht wohin man will und hat permanent Ferien." Das ist das Bild, dass in vielen Köpfen vorhanden ist und klingt nach einem Traumleben. Leider entspricht das überhaupt nicht der Realität.

- "hat permanent Ferien" könnte wohl nicht falscher sein. Man darf Digitale Nomaden nicht verwechseln mit Leuten die z.B. eine Weltreise machen oder ein ganzes Jahr lang Ferien. Digitale Nomaden reisen zwar rum, aber sie haben einen normalen Arbeitstag. Viele Arbeiten sogar mehr, als wenn sie irgendwo fest angestellt wären. Denn sie arbeiten den "normalen" Arbeitstag an einem Auftrag den sie erhalten haben und haben zusätzlich aber noch die Arbeit eines Selbständigen, nämlich dass sie Aufträge rein holen müssen und Kontakte pflegen.

- "Man reist viel herum, sieht viel Neues": Ja das kann man als Digitaler Nomade machen und ist auch das was viele so an dieser Art von Leben lieben. Doch das viele rumreisen hat auch Nachteile. Es ist sehr schwer um Freundschaften aufrecht zu erhalten. Ja klar, gibt es heute viele technische Möglichkeiten die einem sehr gut Unterstützen um Freundschaften rund um die ganze Welt zu haben. Doch jemanden einfach kennen und mit ihm ab und zu schreiben ist nicht vergleichbar mit wirklich guten Freundschaften. Und genau solch wirklich guten Freundschaften sind schwierig zum Aufrechterhalten. Erfahrungsberichte von Digitalen Nomaden oder auch Auswanderern zeigen, dass leider immer wieder, ehemals gute Freunde plötzlich nichts mehr mit einem zu tun haben wollen. Und da man je nach Lebensstil nie wirklich lange an einem Ort ist, ist ein neuer Aufbau einer solchen Freundschaft auch nicht einfach.

Aber auch der Papierkram darf nicht unterschätzt werden. Die Menge des Papierkrams ist davon abhängig wie viel herumgereist wird und ob über Landesgrenzen hinweg gereist wird. Man kann es relativ einfach betrachten: Jedesmal wenn der Digitale Nomade weiterreist und die Landesgrenze wechselt, wandert er aus. Er muss sich also jedesmal wieder darum kümmern, dass er eine Aufenthaltsbewilligung bzw. Arbeitsbewilligung erhält. Muss schauen wie es aussieht mit Krankenversicherung, wie er sein Geld mitnehmen kann oder ob er irgendwo ein teures Konto als Ausländer hat.

- "geht wohin man will" stimmt teilweise. Man hat wirklich sehr viele Freiheit und kann an sehr viele Orte reisen. Doch neben den Behörden die ein Mitspracherecht haben (Aufenthaltsbewilligung und Arbeitsbewilligung), muss der Zielort auch geeignet sein um dort Arbeiten zu können. Für viele heisst das, dass Strom und Internet vorhanden sein muss. Je nach Arbeit die man macht, können aber noch mehr Ansprüche vorhanden sein. In Grossteilen von Europa ist Strom und Internet kein Thema und überall vorhanden. Doch geht man z.B. in ein Drittweltland oder in Regionen die nicht dicht besiedelt sind, ist Strom und vor allem Internet nicht mehr selbstverständlich.

Zusammengefasst kann man sagen:

Das Leben als Digitaler Nomade hat seine Sonnen- und Schattenseiten, wie jeder andere Lebensstil auch.

Wir für uns haben uns gegen das Leben als Digitaler Nomade entschieden, da wir die Annehmlichkeiten eines Festen Wohnsitzes bevorzugen. Dafür geben wir die Freiheit auf, jederzeit weiterreisen zu können.

Für die welche die es interessiert, die zweite Digitale Nomaden Konferenz Schweiz findet am FR 1.11.19 (Workshops) und SA 2.11.19 (Community-Event) statt.